Das musikalische Geflecht der Oper entsteht aus der nahtlosen Vernetzung der den Rollen stimmgebenden Musikfragmente. Entsprechend der Textlängen können die Musikzitate aus wenigen Zählzeiten oder auch längeren Zitaten bis hin zu ganzen Werkabschnitten reichen. Oft kommen aber auch, gerade bei längeren Arien oder Rezitativen, zusammengestellte Werkteile aus einer oder mehreren Kompositionen zur Anwendung um für Textfluss und Textbedeutung musikalische Spiegelung zu finden. Alle musikalischen Vernetzungen, innerhalb eines Komponisten wie auch untereinander gehorchen den strengen Regeln der Satzkunst in Aufbau und Harmonik, so dass ein fließendes Hörerlebnis gewahrt ist. Dafür sind die Musikfragmente entsprechend bearbeitet. Auch galt es die Stimmumfänge der einzelnen Bühnenrollen in der Auswahl und Bearbeitung zu berücksichtigen, entlehnt sich das Musikmaterial ja aus dem Gesamtoeuvre der Komponisten. Auch sind viele Werkfragmente für die gewählte Orchesterbesetzung entsprechend bearbeitet. Zuweilen herunter-instrumentiert, wie etwa bei Wagner oder überhaupt erst in eine Orchesterfassung gebracht, wie bei Werkzitaten aus der Kammer- oder Klaviermusik.
Ähnlich wie beim Filmschnitt haben wir uns verschiedene Wege in der Werkvernetzung erarbeitet. Die Werkvernetzung kann durch ein direktes Aneinandersetzen oder durch ein Überblenden erfolgen, in dem Werkmotive überlagernd vor- und/oder nachklingen können. Ebenso können insbesondere sehr kurze Werkfragmente so vernetzt sein, das aus verschiedenen Werkzitaten, eben auch verschiedener Komponisten, neue, in sich geschlossene, Musiklinien entstehen. Es wurden auch größere gleichzeitig erklingende Werküberlagerungen erarbeitet, wie etwa im Terzett im Finale der Oper. Natürlich erfolgen auch diese Werküberlagerungen nach den strengen Regeln der tonalen Satztechnik. Bleiben bei dieser musikalischen Collagetechnik einerseits die Tonsprachen der einzelnen Komponisten gut erkennbar, entsteht doch aus der Dichte der wechselnden Tonsprachen ein interessantes neues Hörerlebnis.
Eine Sonderbehandlung erfuhr die am Ende des zweiten Aktes stehende Ringparabel. Sie wurde in Form eines Melodrams angelegt und wird über Ausschnitte aus Mendelssohns Streichquartette, die auch als Streichquartett erklingen, gesprochen. Diese Anlage generiert einen gewollten einzigartigen Stimmungswechsel und erhöht die uns hier sehr wichtige Textverständlichkeit.
Mit der von uns erarbeiteten Collagetechnik betreten wir in der sogenannten E-Musik musikalisches Neuland. Anlehnung findet sich einerseits in der Technik des Pasticcio, in der aber nur ganze Werkteile, meist in Form von ganzen Arien, neu zusammengestellt werden und zumeist auch von einem Komponisten sind und andererseits in einigen Musikhumoresken, die aber in der Regel eher Neukompositionen im Stile von Komponisten sind und Werkteile als Wiedererkennung dabei verwenden.
Sicher wird sich die von uns entwickelte Collagetechnik nur begrenzt wiederholen lassen, bedarf es doch eines sinnstiftenden Kontextes. Ungeachtet dessen, haben wir dieser kompositorischen Collagetechnik den lateinischen Namen „musica allata“ gegeben, was so viel wie „herbeigebrachte Musik“ bedeutet.
Sowohl der Klavierauszug als auch die Orchesterpartitur weisen alle Musikzitate konkret aus und sind in einem Appendix mit genauer Quellenangabe gelistet.